· 

Warum Ehen scheitern

Ich glaube  fest daran, dass man für sein eigenes Lebensglück selbst verantwortlich ist und es schon in einer Beziehung oder Ehe keine wirklich gute Idee ist, die Verantwortung für die eigene Zufriedenheit auf den Ehepartner zu verlagern, zumal man  sich selbst insoweit in eine Abhängigkeit von einem anderen Menschen begibt.

 

Natürlich soll eine Ehe glücklich machen, aber es besteht keine Notwendigkeit sich ausschließlich darüber zu definieren und die Abgabe der Selbst-Verantwortung an den Ehegatten führt in den meisten Fällen leider nur dazu, dass man selbst immer unzufriedener und unglücklicher wird und der Andere, der es plötzlich nicht mehr schafft uns zufrieden zu halten, an allem Elend dieser Welt (insbesondere natürlich das eigene Elend) „schuld“ ist. Und man selbst das arme Opfer, weil der Andere dafür verantwortlich ist und wir selbst somit nicht nur fein raus, sondern wir können uns auch auf das Mitgefühl des ganzen Umfeld verlassen, da wir ja nichts dafür können.

 

Obwohl das Schuldprinzip im deutschen Eherecht bereits durch die Gesetzesreform 1976 abgeschafft und durch die Einführung des Zerrüttungsprinzips abgelöst wurde, haben wir unterbewusst immer noch die Erwartungshaltung an die Ehe und den Ehegatten, dass wir heiraten und dann ewig glücklich zusammenleben, bis das der Tod uns scheidet.

 

Im Rahmen meiner privaten Studien ist mir ferner noch aufgefallen, dass das Empfinden vom ehelichen Glück und Unglück extrem von der Persönlichkeit und den eigenen Ansprüchen ans Leben abhängt. Insoweit ist eine realistische Selbsteinschätzung nicht wirklich schädlich. 

 

Meine männlichen Mandanten sind da eher einfacher zu verstehen und anspruchsloser in ihren Wünschen: treten zu Hause keine größeren Irritationen in Form von häufigem Streit/Vorwürfen/Beschimpfungen auf wähnen sie sich normalerweise in dem Gedanken, dass die Beziehung gut läuft, gerade wenn das Zusammenleben durch gemeinsame mehr oder weniger liebevoll angefertigte Mahlzeiten begleitet wird und es noch Sex gibt. Natürlich möchten auch diese als Mensch und Mann wahrgenommen werden und benötigen wie alle anderen Lebewesen ein Mindestmaß an Zuwendung, Anerkennung für geleistete Arbeit und beruflichen Einsatz.

 

Was ihnen auch unbedingt zusteht und eigentlich selbstverständlich sein dürfte!  Und ja auch kein Problem in einer Beziehung darstellen dürfte, weil man sich aus persönliche Begeisterung und Leidenschaft für diese Ehe und Beziehung entscheiden hat.  Und bestimmt die wenigsten von uns zwangsverheiratet worden sind.

 

Gerade diese Grundidee der Achtung kommt aber in vielen Ehen abhanden und ich verstehe zutiefst, dass sich Männer ungeliebt fühlen und unglücklich werden, wenn sie nach einem Arbeitstag nach Hause kommen und mehr oder minder regelmäßig nur mit Vorwürfen belegt werden, 

 

dass sie ja nie da sind, 

alles an der Frau hängen bleibt, 

sie keinerlei Unterstützung im Mann findet, 

er sich nicht kümmert und sie mit den Kindern alleine lässt,

er immer nur an sein eigenes Vergnügen denkt,

sie immer alles machen muss,

er nie für sie Zeit hat,

er ja auch mal was mit den Kindern machen könnte,

oder zum Elternabend gehen,

es gar keine Zeit mehr für beide als Paar gäbe,

er sich nicht um sie kümmert,

er immer nur arbeiten ist, und sich nicht für sie interessiert

sie sich vernachlässigt fühlt und

er sie überhaupt nicht versteht.

 

Zutreffend und realistisch fand ich insoweit den Lösungsansatz einer Freundin, die mal berichtete, dass  sie sich des Öfteren, wenn sie abends alleine zu Hause ist und sich langweilt, weil die Kinder schon im Bett sind und der Mann von der Arbeit  als Selbständiger Unternehmer noch nicht zu Hause ist, sie sich mit einem Glas Wein vor ihren (zugegebenermaßen riesigen) Kleiderschrank stellt und sich vergegenwärtigt, warum sie  in der jeweiligen Situation noch alleine zu Hause ist und der Mann nicht da. Schlicht ? Ja, vielleicht, aber auf jeden Fall wirksam und von einer gewissen Fähigkeit zur Reflektion geprägt.

 

Die Bedürfnisse von Menschen sind da relativ einheitlich. Ich mag sehr die Bedürfnispyramide  des amerikanischen Psychologen Maslov , der sich mit damit beschäftigte, wodurch  Menschen in ihrem Leben angetrieben werden:

So gibt es zunächst die  primär körperlichen  Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf,  der Wunsch nach Sex, ohne die ein Mensch weder existieren, noch zufrieden sein kann und unproblematisch jedem einleuchtet. Daneben gibt es aber auch die unphysiologischen Grundbedürfnisse nach Sicherheit (so möchte ein jeder von uns wissen, wo er wohnt und sich sein abendlicher Schlafplatz befindet; wo das Geld herkommt, von dem man leben und Nahrung kaufen kann oder auch das Benzin fürs Auto und das man gesund ist). Dann wird es aber noch abstrakter und die menschlichen Bedürfnisse erstrecken sich auch auf Liebe und Zugehörigkeit zur menschlichen Gesellschaft oder das von einem präferierte Rudel, was   nicht nur auf den erweiterten Kreis des sozialen Umfelds  (Arbeitskollegen, Freunde, der Sportverein), sondern insbesondere auch die Familie und die Ehe umfasst.

 

Aha. Man möchte sich zugehörig fühlen und dazugehören und wissen, wo man liebgehabt wird. Was vielen bei dem eigenen Haustier völlig klar ist und besonders Hunde- und Katzenbesitzer gerade zu in extatische Begeisterung versetzt ist die Situation, in der das geliebte Haustier begeistert angelaufen kommt, sobald man die Wohnungstür aufschließt – als ob man Lichtjahre weg gewesen wäre und schmerzlich vermisst – sofort schmust, wedelt oder was es sonst noch zu tun pflegt.


Oder das tiefe Glücksgefühl, was sich einstellt, wenn man selbst friedlich  auf dem Sofa liegt und das über alles geliebte Haustier zu einem kommt und sich einem auf die Füße legt und schnurrt. Was viele bei ihren Tieren zutiefst begeistert ist beim Ehepartner aber offensichtlich fremd.

 

Ein Mann hat mir mal berichtet, dass er seine Frau wirklich toll findet und attraktiv und sexy , sie eine gute Frau und Mutter sei und auch Spaß mit Ihr hat, aber er könne nicht mehr mit ihr leben, weil sie ständig unterwegs sei und so unruhig. Er habe sich immer gewünscht, dass sie sich abends mal zu ihm auf die Couch setzten würde,  ganz in Ruhe und entspannt, nur so zum reden, aber das kriege sie einfach nicht hin.

 

 

In diesen Kontext  der  psychischen Grundbedürfnisse gehört auch das Bedürfnis nach Respekt und Anerkennung.

 

Dabei dürfte es  ein natürliches Prinzip des menschlichen Zusammenlebens sein, was einem bei anderen völlig klar ist und einleuchtet, aber  komischerweise in einer Beziehung oder Ehe  als Häufigstes verloren geht.

 

Natürlich hat jeder Mensch nicht nur leichte und schöne Tage und genauso selbstverständlich ist der Wunsch danach, das andere und insbesondere der geliebte oder zumindest mal freiwillig gewählte Ehepartner es wahrnehmen würde und im günstigsten Fall auch durch angemessen freundliche Worte zum Ausdruck bringen.


Mit am meisten beeindruckt hat mich  insoweit ein anderer Mann – der erfolgreich ein Softwarehaus aufgebaut und betrieben hat – und berichtete, dass er sich nur von seiner Frau und den beiden halberwachsenen Kindern beachtet und angesprochen fühle, wenn es darum gehe die anstehenden Rechnungen und materiellen Bedürfnisse zu erfüllen und er nach 32 Jahren Ehe einfach nur noch das  „Zahlschwein“ für alle sei.

 

Frauen sind da etwas diffiziler unterwegs. Nicht wenige haben im Rahmen der zahlreichen Beratungsgespräche berichtet, dass sie sich zum Zeitpunkt XY bereits eigentlich trennen wollten, weil sie von Beziehung und Mann nicht so überzeugt waren, plötzlich war es aber 15 Jahre und 2 – 3 Kinder später, bis sie realisiert haben, dass sie so eigentlich nie leben wollten. 

Dazwischen hatte das Leben sich dermaßen zwischen Beziehung, Haushaltsführung, Kinderaufzucht und meist einer Berufstätigkeit so automatisiert, dass sie zwischenzeitlich einfach keine Zeit oder Gelegenheit hatten darüber nachzudenken, was sie denn eigentlich wollten und warum sie das wollten. Spätestens aber wenn der Mann zum 3, Kind mutiert ist und sein Beitrag zum gemeinsamen Familienleben darin besteht, dass er nahezu jeden Abend auf der Couch Playstation spielt und sich für sonst relativ wenig zuständig fühlt, haben sie eine gewisse innere Leere gespürt und waren nicht mehr bereit das so hinzunehmen.


Die wirklich extremen Fälle von (permanentem) Fremdgehen, Gewalt in der Beziehung oder einer Suchterkrankung wie Alkoholismus sind zwar als Trennungsgrund für jeden sofort nachvollziehbar , praktisch als Grund aber eher selten. Natürlich entwickeln sich Menschen im Laufe der Jahre manchmal einfach in unterschiedliche Richtungen mit der Folge, dass es einfach nicht mehr für die Zukunft passt, aber es scheinen eher die ganz subtilen Bedürfnisse nach Nähe und Verständnis zu sein, die zu einer Trennung führen.

 

Nicht verborgen bleiben soll Euch ein extremer Fall, bei dem die Ehefrau eines erfolgreichen Unternehmers sich spontan getrennt hatte, nachdem sie einige Tage die Renovierungsarbeiten in der gemeinsamen Villa beaufsichtigt hatte und  schlagartig mit dem  dort tätigen Maler in Liebe gefallen war, weil sie ihn für die Reinkarnation für Jesus hielt und sich endlich  von einem Mann verstanden fühlte.

Um es abzukürzen: nach einer sehr spontanen notariellen Regelung des Vermögens der Eheleute zum Schutze des Ehemanns und der Erfahrung der Unternehmergattin, dass Jesus seinerseits seine Frau nicht für sie verlassen wollte hatte sie noch  eine persönliche Entwicklung durchgemacht und lebte kurze Zeit später dann doch wieder mit ihrem Unternehmer zusammen. Was die beiden auch heute noch tun und demonstrativ bekunden, dass sie furchtbar glücklich sind. Auch wenn man sie gar nicht danach fragt.

 

Daher überlegt gut, wenn Ihr wählt und seid Euch im klaren darüber, dass jede Beziehung etwas Gutes und etwas weniger Gutes hat und  seid dankbar für das, was Ihr habt.

Manchmal hat man einfach nur eine gute Zeit, manchmal ist es für länger.

Aber man sollte immer darauf achten, dass man selbst auch gern daran denkt, wenn es vorbei ist. Dies sollte aber immer auch von einem gewissen Grad an Wertschätzung für sich, aber auch den Anderen geprägt sein.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0