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Hilfe! Sie müssen mir helfen...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Manchmal rufen Menschen bei mir an oder schreiben mir Mails mit der eindringlichen Bitte ich müsse ihnen un-be-dingt helfen. 

 

Dann folgt eine kurze Schilderung des aktuellen Problems   ( überhaupt kein Ding - ich liebe komplexe Aufgabenstellungen!) und  dann oft in genau der zuvor geschilderten Kombination mit dem Hilferuf eine Aufzählung darüber, dass genau diese Menschen immer schon total Pech im Leben hatten, diverse Anwälte zuvor völlig nutzlos waren und unfassbar viel Geld verschlungen haben und bieten mir an, sie endlich aus ihrer Notlage zu befreien.

 

Dabei gehen bei mir (und den meisten Kollegen) meist schon alle Alarmglocken an.

 

Ich habe überhaupt kein Problem damit, mich allen schwierigen Situationen meiner Mandanten zu stellen und finde auch nichts schlimm. 

 

Und bin total gerne bereit mit all meinem Wissen zu beraten, zu vertreten, den Gegner in Schriftsätzen im Rahmen des Möglichen subtil zu massakrieren , zuzuhören, Tips zu geben, zu trösten, aufzumuntern und gelegentlich auch zu beschimpfen, wenn ein Rückfall droht.

 

Das ist mein Job. Und ich liebe ihn wirklich sehr. 

 

Aber das „ HELFEN“, was in diesen Fällen gemeint ist,  ist nicht! 

 

Helfen heisst nach Definition des Duden: 

 

„Jemandem durch Rat und Tat die Arbeit, das Erreichen eines Ziels erleichtern oder ermöglichen, oder einen Teil seiner Arbeit abnehmen.“

 

Merkt Ihr was?

 

Helfen ist die Unterstützung eines Anderen beim erreichen eines Ziels oder einer Arbeit. Oder einen Teil dieser Arbeit abzunehmen.

 

Und nicht, dass man einem Anderen komplett alle Arbeit abnimmt, damit er weiter in der Opferhaltung verharren kann und völlig passiv die Verantwortlichkeit für sein Leben abgeben kann. Und wenn der gewünschte Erfolg nicht eintritt sich  weiterhin  in seine Auffassung bestärkt sieht, dass er immer das Opfer  ist , die Hilfspersonen  komplett inkompetent & nutzlos und die Welt insgesamt ein böser Ort.

 

So kann das auch nicht funktionieren, denn egal wie gut ein Anwalt oder Arzt oder sonstwie eine Hilfsperson ist: Zumindest einen Teil der Arbeit müsst Ihr schon selber machen.

 

Ein Anwalt kann nicht den ganzen Tag neben Dir stehen und Dir das Telefon aus der Hand nehmen, wenn Du dich vom bestenfalls übergriffigen Expartner*in stundenlang am Telefon beschimpfen  und bedrohen lässt , wodurch Du Dich furchtbar fühlst & Angst hast.

 

Der Anwalt kann Deinem Chef nicht sagen, er soll Dir nicht noch 27 weitere Aufgaben geben, weil Dein Schreibtisch noch voll ist.

 

Der Anwalt kann Deinem Kind nicht verbieten Dich  grundlos anzuschreien, zu bedrohen und es auch mal aufzufordern sein Zimmer aufzuräumen, weil es Dich stört, dass sich sämtliches Geschirr  benutzt in dem Zimmer befindet und Ungeziefer in die übrige Wohnung marschiert.

 

Genausowenig kann auch der Arzt jeden Abend hinter Dir herlaufen und Dir die Chipstüte  oder die 2. Flasche Prosecco aus der Hand nehmen. Weil das nicht seine Aufgabe , sondern es Deine Obliegenheit ist, wenn Du gesund bleiben möchtest, indem Du Dein Verhalten den ärztlichen Ratschlägen anpasst.

 

Es gibt gewisse Dinge, die müsst Ihr selber tun, auch wenn es ungewohnt ist und anfangs unendlich schwer ist. Dazu gehört natürlich auch das Beschaffen von Unterlagen und Ausfüllen von Formularen, weil es nicht Aufgabe des Anwalts ist und weil Ihr alle groß seid und lesen und schreiben könnt und große Menschen das halt alleine machen müssen. Auch wenn es natürlich anders bequemer ist.

 

Das ist es, was der Fachmann Coachability nennt, also sich etwas lernen lassen und dann selbst in die Erprobung und Umsetzung kommen.

 

Aber Ihr müsst es  zwingend selber tun. 

 

Genauso wie Ihr Euch selber ermuntern müsst die neuen Fähigkeiten regelmässig zu üben und der Umwelt Grenzen zu setzen, wenn Ihr irgendwas nicht wollt. Denn nur wer selbst aktiv ist, hat Kontrolle über sein Leben und empfindet sich selbst nicht als willenlosen Spielball der feindlichen Umgebung.

 

Was natürlich etwas unbequemer ist, aber auf Dauer selbstbewusst & stark macht.

 

Der schönste pädagogische Nebeneffekt in zwischenmenschlichen Konflikten (wovon es ja gerade im Familienrecht unendlich gibt) ist dabei, dass es die Gegenseite komplett verstört und wehrlos macht, wenn Ihr Euch plötzlich stark positioniert, die Krallen ausfahrt und Eure Rechte einfordert. Damit wird meist nicht gerechnet.

 

Nehmt Euch jeden Tag eine neue Situation vor in der Ihr ganz selbstbestimmt und mutig etwas macht, wovor Euch eigentlich gruselt oder Ihr Euch völlig anders verhaltet als zuvor und nach einiger Zeit werdet Ihr nicht nur Spass dabei entwickeln, sondern ein komplett anderes Leben führen.

 

 Eigenverantwortung ist der Schlüssel zum Glück.

 

Du schaffst das!

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Duygu Bas (Freitag, 20 August 2021 07:36)

    Guten Morgen
    Ich weiß nicht genau was ich schreiben soll
    Bin 23 Jahre Verheiratet und habe zwei Kinder 22 ist mein Sohn und 18 meine Tochter
    Bin unglücklich alleine hab kein Selbstbewusstsein sein mehr und es wird immer schlimmer

  • #2

    Anna Göbel (Freitag, 20 August 2021 15:35)

    Es ist immer gut zu überlegen, was man selbst für sein Leben wünscht und wie es weitergehen soll. Nur mit einem konkreten, persönlichen Ziel, kann man weiter planen.